Restauration (33)

26. Juni 2009 bis 17. März 2010

Asche auf mein Haupt – war ich faul!!!

Mit Schrecken habe ich vor ein paar Tagen festgestellt, dass ich seit über einem halben Jahr – ja, fast seit einem dreiviertel Jahr nichts mehr geschrieben habe. Es gab auch schon Beschwerden darüber, nun ist mir auch klar warum.

Tja, warum ist so viel Zeit vergangen, seit meinem letzten Eintrag? Da waren zum einen gesundheitliche Hindernisse. Dann hatten wir ein großes Fest vorzubereiten, welches uns zeitlich und auch finanziell ein wenig zurückgeworfen hat und danach wurde es auch schon kalt. Der Winter war lang und frostig und tatsächlich ist in dieser Zeit nicht viel passiert. Wegen der Kälte war es in der Scheune nicht auszuhalten, und zudem haben wir auf Teile gewartet, was uns ganz schön viel Zeit gekostet hat. Aber nun haben wir fast alles und seit ca. vier Wochen geht es auch kräftig weiter. Ihr dürft gespannt sein, denn seit dem letzten Wochenende ist eins klar – es gibt Licht am Ende des Tunnels und das Projekt wird vollendet werden. Sicher!

Wo waren wir stehengeblieben? Nachdem die Fahrerkabine wieder aufgesetzt war, konnten wir das Differential schließen, als die Schrauben und die Dichtung eingetroffen waren. Als wir die Kurbelwelle wieder mit dem Getriebe und der Achse verbinden wollten, stellten wir fest, dass das Mittelstück, die Schelle, welche die Welle hält, einen minimal anderen Lochabstand hat als das Gegenstück an der Hinterachse, welche mit dem neuen Rahmen kam. Da war guter Rat teuer. Wir baten Stefan, uns eine neue Schelle anzufertigen, was er auch gerne gemacht hat. Als wir aber einmal bei unserem Lieblings-Ami-Schrauber waren und ihm zufälligerweise davon erzählten, riet er uns ab, hierfür irgendetwas anderes, als die Originalbefestigung zu verwenden, da es sonst zu massiven Problemen kommen könne. Glücklicherweise konnte man die Befestigung aber bestellen und sie kam mit auf die lange Liste für die Teile aus den USA.

Hier standen schon die Hydraulikschläuche drauf, die wir ja bei der Demontage leider beschädigt hatten, weil sie so fest saßen. Außerdem noch eine Menge Kleinteile, wie zum Beispiel die Einstellschrauben für die Lampen.

Michael hat diesen Winter unter anderem damit verbracht, ebay nach allen möglichen Teilen für unser Auto zu durchsuchen. Dabei gelangen ihm Schnäppchen, wie ein komplettes Set an zölligen Schlüsseln, die uns manches Mal wirklich gute Hilfe geleistet haben, oder ein kompletter zölliger Schraubensatz mit allen Schrauben, Springscheiben und Muttern, die uns noch fehlten. Aus Amiland kamen auch die Karosserieschrauben. Wahnsinn, um wieviel Kleinkram man sich kümmern muß.

Die Bremsleitungen konnten wir hier besorgen. Es gibt sie als Meterware, aber die Anschlüsse waren, auch aus USA. Ich habe in diesem Winter den Überblick über die Bestellungen und Neuteile ein wenig verloren, das muss ich leider zugeben.
Während wir also auf die neuen Teile warteten, nahmen die Jungs sich die Zeit um die alten aufzubereiten. Die Kotflügen wurden geschweißt. Markus hat mal wieder Wunder mit dem Schweißgerät bewirkt und unter anderem auch die Kabine fast fertig gestellt. Und Michael hat sich die Ladefläche von unten vorgenommen. Diese war in genauso marodem Zustand, wie der Rest des Fahrzeugs und es gab mal wieder eine Zeit intensiven Entrostens. Wir fühlten uns zurückversetzt ins Jahr 2008, wo dies an der Tagesordnung war.

So sah es vorher aus:


Und hier seht Ihr das fast fertige Ergebnis:



Leider fehlt noch der hinterste Teil. Hier ist ein schmaler Bereich, in den wir mit keinem Werkzeug reinkommen. Es ist verflixt, wir können doch nicht, nachdem wir uns mit allem anderen so viel Mühe gegeben haben, pfuschen und diesen Teil einfach übertünchen.

Michael hat sich dann eine preiswerte Sandstrahlpistole gekauft, aber leider ist unser Kompressor nicht groß genug. Das Ding war für die Katz. Ich überlege jetzt schon, ob ich mir nicht die Mühe machen soll, die Stelle mit dem Dremel zu bearbeiten. Da beneidet mich keiner drum, denn das ist Sissyphus-Arbeit. Egal! Ich mag keinen Pfusch am Bau! Davon hatte der Pickup in der Vergangenheit schon zuviel. Also werde ich wohl in die Hände spucken und mich am kommenden Wochenende mal daran geben.

Hier unten seht Ihr die Kante. Auch wenn es gar nicht so schlimm aussieht, man kommt mit den normalen Werkzeugen nicht dort rein, und für den Dremel ist es ganz schön viel Arbeit:



Im Februar war es dann soweit. Unsere dringend erwarteten Teile aus USA sind endlich eingetroffen:



Jetzt konnte es weitergehen. Mein Bruder Oliver, der eine Menge von Autos versteht, nahm sich die Zeit und baute mit Michael zusammen die Bremse ein. Das komplette Innenleben der Trommelbremsen, die Bremsscheiben und –belege vorne, alle Bremsleitungen – das komplette System – wurden innerhalb eines Wochenendes ausgetauscht bzw. installiert. Ohne Olli hätten wir das niemals in so kurzer Zeit geschafft und dafür kommt an dieser Stelle ein herzliches


DANKESCHÖN liebster SKLAVENTREIBER!!!

Und noch einen Dank haben wir auszusprechen. Wir hatten nämlich kein Bördelgerät und Jürgen hat uns seins so selbstverständlich geliehen, wie wir es niemals erwartet hätten. Auch Dir ein ganz dickes Dankeschön dafür.

Als die beiden fast fertig mit der Arbeit waren riss dann auch noch die Entlüftungsschraube ab. Das ganze Teil auszubauen und zu einem befreundeten Dreher zu bringen, war die einzige Lösung. Danach gab es dann eine neue Schraube, die Jürgen auch glücklicherweise auf Lager hatte.

Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Die Füllstoffe und Öle konnten eingefüllt werden. Aber die Benzinleitungen zusammenzustellen war mehr Aufwand, als wir gedacht hatten. Also haben wir diese auch in Amerika bestellt – per Express. So lange wollten wir nicht wieder warten. Und es dauerte auch nur ein paar Tage, da meldete sich schon der Zoll. Nach zwei Wochen war alles da und vor zwei Wochen bauten Olli und Michael sie auch direkt ein, zusammen mit der neuen Benzinpumpe, die ja auch schon seit einem halben Jahr hier herumlag und auf den Einbau wartete.

In der Zwischenzeit konnte auch schon wieder ein Teil Elektrik verlegt werden, mit der wir im Juni letzten Jahres schon angefangen hatten. Gleichzeitig wurden die renovierten Kotflügel – innen und außen – wieder befestigt.

Unser Pickup wurde gaaaanz langsaaaam wieder zu einem richtigen Auto.
Hier ist Michael gerade dabei, den linken Innenkotflügel zu installieren.




Und am letzten Wochenende war es dann soweit: Eigentlich sollte einfach nur gebastelt werden, aber irgendwie spukte allen der Gedanke nach Sprit holen und Motor testen im Kopf herum. Nach ein paar Vorbereitungen und bevor wir uns versahen, standen vier Leute gespannt vor dem Auto und ich durfte starten.


Hier treffen Olli und Michael die Vorbereitungen für den ersten Startversuch nach eineinhalb Jahren.

Ihr erinnert Euch vielleicht: Der Motor lief in Deutschland nie auf Benzin. Die Benzinpumpe war defekt, es war kein Sprit im Tank (obwohl der Geber „voll“ anzeigte) und jetzt könnt Ihr Euch unsere freudige Spannung sicher vorstellen.

Zuerst hatten wir die Zündspule abgeklemmt um den Motor langsam ein bisschen routieren zu lassen, damit sich das Öl verteilen konnte. Dann startete ich und es passierte – nichts. Das lag daran, dass die Schaltkulisse noch nicht ganz exakt ausgerichtet ist und somit nicht ganz auf Parken stand. Ich versuchte es damit, den Schalthebel ganz nach oben zu ziehen und jetzt drehte auch endlich der Anlasser, aber ansonsten passierte nicht viel. Der Kraftstoff musste sich ja auch erst einmal den Weg durch die Leitungen suchen. Wir versuchten es eine Weile, aber immer noch drehte nur der Anlasser.

Ein bisschen Starthilfe auf den Luftfilter gesprüht half auch nicht viel. Dann bauten wir den Luftfilter ab und schütteten Sprit direkt in die Einspritzanlage und – der Motor sprang für ein/zwei Umdrehungen an und ging dann direkt wieder aus. Alle waren sehr vorsichtig, denn wir waren immer noch nichts sicher, ob die Zündreihenfolge auch stimmte, da wir das bis dahin noch nicht kontrollieren konnten.

Irgendwie war das aber nicht befriedigend. Also bauten die Jungs die Einspritzanlage auseinander und stellten mit Hilfe einer 9-Volt-Blockbatterie fest, dass ein „Ei“ nicht funktionierte. Außerdem war das ganze Ding sehr verschmutzt und wurde erst einmal gereinigt.
Hier begutachten Markus und Olli den Kasus Knacksus:


Fehlersuche:


Nicht nur Olli kniete sich richtig rein:


Bei weiteren Versuchen gab es ordentliche Fehlzündungen und jetzt war klar, dass die Zündfolge noch nicht stimmte. Wir bemühten den guten „Hayes“ – das Werkstatthandbuch und mussten dann aber doch noch Jürgen am heiligen Sonntag zu Hause anrufen, um die Reihenfolge der Zylinder bestätigt zu bekommen. Auf dem Motorblock standen nämlich Zahlen, aber es war nicht ganz sicher, ob das die Nummern der Zylinder waren. Nachdem diese Frage nun geklärt war und sichergestellt war, wo die Position eins im Zündverteiler ist, war es ein Leichtes anhand der in den Motorblock eingestanzten Zündreihenfolge, die richtige Kombination zu finden.

Weitere Startversuche bestätigten unser Teamwork. Der Motor sprang sauber und ohne Fehlzündungen an, drehte zwei- bis viermal und ging dann wieder aus.

Wir haben es am Sonntag leider nicht geschafft, ihn richtig zum Laufen zu bekommen. Die TBI scheint defekt zu sein. Markus ist jetzt erst einmal auf Malle aber Olli kommt – treu wie immer – allabendlich in die Scheune, um Michael zu helfen.

Aber es ist eine Euphorie entstanden. Es hat so einen Spaß gemacht, den Motor laufen zu hören und zu merken – der will! Ich hoffe, es sind tatsächlich nur ein paar Kleinigkeiten, wie das korrekte Einstellen der Schaltkulisse und die Montage der Auspuffanlage, ohne die der Motor keinen „Widerstand“ bekommt, die ihn vom Laufen abhalten. Und ich hoffe, wir bekommen die TBI wieder hin, denn ansonsten wird es bestimmt wieder teuer.

Apropos teuer: 50 original Karrosserieschrauben aus USA = 89 Euro – da legst Dich nieder!

Gestern Abend rief Michael mich um halb elf an. Er war noch in der Scheune. Ich sollte mal kurz rüberkommen, war aber zu müde. Ich habe es noch nicht gesehen, aber er sagte mir heute es seien nur noch die Motorhaube, die Sitzbank und die Ladefläche, die montiert werden müssten. Anscheinend ist die vordere Verblendung, Stoßstange etc. auch schon wieder eingebaut. Ich bin sooo gespannt und ausgerechnet heute Abend bin ich verabredet und kann erst später in die Scheune. Dann aber wieder mit Fotoapperat – versprochen!

Liebe Grüße
Eure

PS: Am kommenden Wochenende fahren wir nach Schleswig-Holstein und holen unser frisch ersteigertes Hard-Top ab. Aber dazu mehr im nächsten Post, der hoffentlich bald folgen wird.

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