Restauration (1)

Freitag, 10. Oktober 2008
Nach einem arbeitswütigen Wochenende ist unser Pickup als solcher kaum noch zu bezeichnen.
Nachdem Michael die ganze letzte Woche für Vorbereitungen genutzt hat, konnten wir am Freitag Abend endlich „richtig“ loslegen, mit dem Endziel an diesem Wochenende die Ladefläche abzunehmen.

Wir hatten bereits die Ladeflächenabdeckung entfernt und begonnen, eine der vier Schrauben der Heckklappenhalterung zu lösen. Leider saß dieses Miststück so fest, das sich das Torkx-Werkzeug direkt durchdrehte. Es handelte sich um eine abgerundete Schraube, die mit nichts anderem zu packen war. Also hieß es „losmeißeln“.

Markus half mir, war aber leider durch seine Grippe so geschwächt, dass er mir nur Tips geben konnte. An körperlichen Einsatz war kaum zu denken. Er hatte am Vorabend schon ein wenig auf die Schraube eingeschlagen, die sich dadurch auch ein wenig gedreht hat, aber den Rest sollte ich möglichst alleine schaffen.

Ich nahm nun also Hammer und Schraubenzieher und schlug kräftig auf die Schraube ein. Die zierte sich genervt. Mit Markus kräftigen Schlägen konnte ich anscheinend nicht mithalten.
„Ich krieg Dich, Du Luder!“ Ich hatte ja noch ein paar Stunden lang Zeit.

Weiter und weiter hämmerte ich auf der Schraube herum, die sich keinen Millimeter bewegte.
Aber es sollte da noch andere Mittel geben. Ich wurde angewiesen, die Schraube herauszubohren. Dazu setzte ich eine Bohrmaschine und immer dicker werdende Bohrer ein, die ich senkrecht auf die Schraube aufsetzte um den Kopf der Schraube abzubohren. Die Öffnung die vorher für das Torkx vorgesehen war, wurde immer größer, aber die Schraube dachte gar nicht daran ihren Kopf loszulassen. Sie wurde nur heiß und der Bohrer fing an zu quietschen. Nachdem Markus Versuche, das Metall mittel WD40 zu kühlen, fehl schlugen, hieben wir einfach weiter auf die Schraube ein. Markus nahm dazu einen Meißel aus seinem unerschöpflichen Werkzeugfundus und schärfte ihn mit der Flex. Mit diesem Werkzeug sollte ich nun also weiterarbeiten. Mir wurde auch erklärt, wie ich meine Kraft am besten einsetzen konnte. Aber nichts half. Die Schraube blieb stur. Die drehte sich nur dann, wenn Markus, mit ein wenig mehr Krafteinsatz als ich es konnte, darauf herumdrosch.

Ich versuchte meinen Verstand einzusetzen und gab mich daran, die Klappe genauer zu untersuchen. „Das kann doch gar nicht sein, dass man die Heckklappe nicht einfacher lösen kann.“ Ich suchte mir andere Schraubenschlüssel und begann – die doofe Schraube links liegenlassend – die Heckklappenverkleidung abzuschrauben, in der Hoffnung darunter Aussparungen vorzufinden, die mir das leichtere Entfernen der Heckklappe ermöglichen sollten. Aber leider war das auch nichts. Es gab keine Aussparungen. „Das kann doch gar nicht sein!“ wiederholte ich und begab mich wieder daran auf die dämliche Schraube einzuschlagen. Dabei rutschte ich auch nur ein einziges Mal ab und traf meinen Daumen. Für ein Mädchen ist das gar nicht so ein schlechter Schnitt, finde ich.

Irgendwann war der Moment erreicht, wo die Schraube über und über mit Kerben bedeckt war, also holte ich mir einen Schraubenschlüssel und versuchte ihn anzusetzen. Markus hielt die Idee für gut und gab mir Hilfestellung bei der Wahl des Werkzeugs und der Technik ihres Einsatzes. Zusammen schlugen wir nun eine Nuß auf die Schraube. Dann hieb Markus ununterbrochen auf die Ratsche, so dass die Nuß stets senkrecht fest auf der Nuß saß und ich drehte die Ratsche gaaanz laaangsaaam Stück für Stück weiter und siehe da, sie ließ sich drehen.

„Sag ich doch, ich kriege Dich, Du Luder.“ Fest vom baldigen Erfolg überzeugt drehte ich die Schraube, bis sie ganz lose saß. Aber leider ließ sie sich noch immer nicht herausnehmen. Durch die Schläge hatte sich die verschweißte Kontermutter gelöst und drehte sich nun mit. Markus suchte sich also ein passendes Werkzeug und hielt dagegen. Endlich konnte ich nun die Schraube nach großem körperlichen Einsatz und nach ca. 10 gefühlten Stunden schwerer Arbeit aus dem Rahmen lösen. Ganz leise in meinem Hinterkopf kam der Gedanke auf, ob die anderen auch so schlecht herauszuschrauben seien, wobei ich schon wußte, dass mindestens eine Schraube ebenso fest saß, wie die gerade entfernte. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber für diese verflixte Heckklappe würden wir wohl noch ein paar Tage brauchen.


Markus machte sich unterdessen am Korpus delicti zu schaffen. Er stellte die Klappe auf 45° zur Senkrechten und zog an der rechten Seite. Die Klappe sprang aus dem Scharnier und die Klappe ließ sich problemlos aus der linken Seite herausziehen.

Wir hatten uns völlig unnötig so viel Arbeit mit dieser sch... Schraube gemacht!!!

Michael war in der Zeit, die ich mit der Schraube vergeudete auch nicht untätig. Nachdem wir die Stoßstange entfernt hatten, begann er vollen Elans die ersten Schrauben, welche die Ladefläche am Rahmen festhielten zu lösen. Das heißt, das war sein Vorhaben.
So einfach, wie man sich das vorstellt, ist es nämlich nicht. Die Schrauben schienen seit 1988 nicht gelöst worden zu sein und der Rost hatte sich so richtig schöne in die Gewinde vorgearbeitet. Nicht nur dass man nur mit Tricks überhaupt an sie herankam, saßen sie bombenfest.

Das größte Hindernis waren die Gastanks, die so richtig schön den Zugang zur hinteren linken Schraube versperrten. Wir stellten also zwei Getränkekästen unter die Tanks und flexten die Halterungen, deren Schrauben oben auf der Ladefläche „lagen“ heraus. Die Tanks fielen nach unten und wir hatten ein ganz kleines Bißchen mehr Spiel zum Schrauben. Aber das reichte um den Schlüssel anzusetzen und mittels eines langen Hebels viel Kraft auf das Gewinde der Schraube zu bringen, die sich dann zwar noch eine Weile wehrte, aber im Prinzip schon verloren hatte. Michael ließ nicht locker. Er preßte die Ratsche auf die Schraube, schickte mich mit einem langen Rohr hin und her ums Auto und ca. 1 Stunde später hielt er die Schraube glücklich in der Hand. Es folgte noch eine zweite, die zwar besser zu erreichen war, aber genauso fest saß. Nach der zweiten Stunde hatte auch diese zweite Schraube verloren.

Wir hatten unser Tagesziel erreicht und fingen an aufzuräumen. Die Ladefläche hatte uns noch 6 weitere Schrauben zu bieten und wir überlegten, wie wir wohl diese Gastanks, die uns schon so viele Sorgen gekostet hatten, gefahrlos entfernen könnten. Ich bin bei so etwas besonders ängstlich und konnte mir nicht vorstellen, wie das wohl gehen sollte. Es handelte sich hier nicht nur um zwei randvolle angeschlossene Tanks. Zu allem Überfluß wußte kein Mensch, wie alt diese stark verrosteten Dinger, für die es keinerlei Dokumentation gab und die wahrscheinlich noch nie, oder schon sehr lange nicht mehr geprüft wurden, eigentlich waren. Meine Frage, wie die beiden sich die Deinstallation denn vorstellen würden, bzw. wie man an so etwas herangehen sollte, wurden immer nur mit der Antwort: „Wie wäre es, wenn Du mal Nudeln kochen gehen würdest?“ bedacht. In der Hoffnung, die Männer würden keinen Mist bauen, lies ich die Sache dann auch auf sich beruhen.

Wir räumten also weitestgehend auf und machten Feierabend, mit dem guten Gefühl, schon ein Stück weit gekommen zu sein.


Alles Gute

Eure

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